Castellabate, ein Bergdorf verändert sich- nicht

Castellabate, ein Bergdorf verändert sich- nicht

Von San Leo aus ist es nur ein kleiner Spaziergang nach Castellabate. Das Bergdorf hat sich verändert in den letzten Jahren. Vor 15 Jahren war es eine vergessene Welt. Das mittelalterliche Zentrum mit seinen Steintreppen und winzig kleinen Gassen war verwunschen und verlassen. Bewohnt waren ca nur 40% der an den Berg geklebten Häuser, die Piazza mitten drin, der einzige Ort mit ein wenig Platz, an dem die Alten auf den Bänken saßen, die Jungen Fußball spielten und die gelblichen Laternen des Nachts die Illusion der Märchenwelt komplett machten.

Aber Castellabate war nicht ein Märchen. Es gab die Schule, das Postamt, ein Rathaus, ein paar Läden, sogar eine Tankstelle mit atemberaubender Aussicht. Jeden Tag wurden die Kinder in die Schule gebracht, die Rentner kamen zur Post um Ihre Pension abzuholen und die Männer nahmen Ihren Cafe in den zwei bis drei Bars, die zur Wahl standen. Die „Castellaner“ hielten zum Dorf, kauften hier ein, gingen hier zum Arzt und versorgten Ihre Alten in den versteckten kleinen Häusern. Es gab sogar „den Deutschen“ der sich hier ein kleines Zimmer renoviert hat, und im Sommer ein paar Touristen, die staunend die Aussicht bewunderten. Natürlich gab es auch die „Dorfverrückte“ die den ganzen Tag auf der niedrigen Mauer am Orteingang saß und nachts als Bett einen Sarg benutzte. Oder der Pfarrer, der seine Messe über Lautsprecher ins ganze Dorf schallen ließ, aber 90% der Übertragung nur hustete und räusperte. Unvergesssen auch der Ladenbesitzer gegenüber der Schule: mit Zigarre und Cowboyhut saß er am liebsten vor seinem Laden. Über die Jahre wurde sein Angebot immer weniger, bis es nur noch aus der total verschmutzen Auslage einiger Artikel in der Schaufenstern und einem Lager an Gasflaschen bestand. Dies Leere füllte dann ein Pferd, was er mitten im Laden anband und dort mit ihm den Tag verbrachte.

So zauberhaft und komisch das alles klingt, diese Rückständigkeit war oft schwer zu ertragen. Deshalb war die Berühmtheit und der Schwung, der dem hier gedrehten Film „Willkommen im Süden“ folgte, sehr willkommen. Nach den aufregenden Monaten der Filmaufnahmen, kommen bis heute Touristenbusse, mit Gästen, die dieses Castellabate in Realität kurz! sehen wollten. Die Piazza wurde zum Hotspot mit Restaurant, Bar und Touristeninformation. Toiletten, Papierkörbe und verlässliche Öffnungszeiten im Castello rahmen das Touristenprogramm ein.

Insgesamt klingt das alles nicht so schön, fürchtet man doch um die Identität dieses kleinen Bergdorfs. Aber keine Sorge, hier greift die Langsamkeit und liebenswerte Nachlassigkeit des Südens. Man freut sich über die Touristen, aber „leider“ können nur maximal 3 Busse am Ortskern parken. Man weiß, dass alle Touristen eigentlich auch länger als nur auf einen Cafe auf der Piazza bleiben könnten, aber man lässt den Rest des Ortes unbewohnt und leer. Man hat ein einzigartiges Castello thronend über dem Meer und zeigt nur leere Räume und ein paar alte Plakate in den Innenhof.

Und so sitzt der Ladenbesitzer mit Zigarre und Hut immer noch vor seinem leerem Laden, das Pferd ist weg, aber bestimmt hat er schon neue Pläne.