Wandern auf der Punta Tresino

Wandern auf Punta Tresino Cilento

Wandern auf der Punta Tresino

Wie ein friedliches grünes Tier liegt die Punta Tresino im Norden und lädt zum Wandern ein, wenn man in Santa Maria am Strand ist. Oft schweift dann der Blick von der Weite des Meereshorizonts nach rechts und ruht sich ein bisschen aus. Die Spitze ist immergrün, von Pinien bewachsen. Landeinwärts wird der Bewuchs deutlich kahler, und hier und dort sind auch von Weitem Ruinen von Häusern wahrnehmbar.

Heute fegt der winterliche Sturm zwar den Himmel blau, aber die Sonne ist dadurch nicht warm genug um entspannt irgendwo zu sitzen. Wollen wir ein bisschen wandern? Tresina? Klar.

Der lose Kies auf dem Parkplatz vor der „Bar Dolce Angolo“ knirscht unter den Autoreifen. Aus der mit Plastikvorzelt abgehängten Terrasse schaut uns ein Barbesucher zu. Wir lassen das Auto stehen. Eine kleine asphaltierte Straße geht mäßig steil bergauf, vorbei an kleinen Häusern, Gärten, Höfen. Unangestrengt lässt sich noch plaudern, ab und zu stehen bleiben und ins Tal schauen, sich dies oder jenes Haus zeigen, bekannte Stellen suchen.

Aber es bläst immer noch heftig, wir sind jedes Mal froh, wenn eine Kurve uns in etwas Windstille führt. Als wir den Kamm erreichen, donnert uns der Sturm entgegen. Es ist so laut, dass wir uns nicht mehr verstehen! An dieser Stelle scheint es gerade besonders heftig zu sein, Masten für die elektrischen Leitungen, ringsum kein Haus und kein Mensch, nur einige Schuppen oder Scheunen. Ein Niemandsland aus Pfeifen und Heulen. Einige Schritte weiter, und das ohrenbetäubende Sturmgeräusch hat nachgelassen. Der Weg läuft jetzt flach auf der Höhe entlang. Die Landschaft ist kahl, hier weiden im Sommer Kühe, auch wenn man das als nördlicher Besucher nicht glauben kann. Es gibt keine Almweide und es ist sehr steil. Die niedrige Macchia ist abgefressen, es dominieren Steinfarben, braun und Graugrün. Eigentlich würde man gern sehen, wie diese Kühe hier herumklettern. Aber jetzt im Winter passiert hier gar nichts. Bäume und große Büsche werden offensichtlich brandgerodet. Schwarze Stummel erinnern an die Feuer. Der Ausblick ist weit und schön, auf Castellabate, die Spitze der Punta Licosa.

 

Wir kommen an einen größeren verfallenen Hof. Graue Steine, bröckelnder Putz innen. Dies war einmal ein kleiner Konvent, vorsichtig außen herum gehen und in die leeren Fensterhöhlungen schauen, Reste eines Altars in einer kleinen Kapelle. Durch die Gerippe der Dachbalken schaut der Himmel, alles ist schon lange nicht mehr begehbar.

Von irgendwo kommt schwanzwedelnd ein Hund, und nach einiger Skepsis entscheidet er, dass er nichts gegen uns hat. Hier hat mal jemand gewirtschaftet. Gebaut, geheizt, gekocht, geschlafen, gelacht, gestritten. Man würde gern ein bisschen sitzen bleiben und dem nachspüren, es ist aber zu kalt und irgendwie mag man auch nicht stören, den leeren Ort. Wer weiß, vielleicht ist er ja gar nicht so leer. Es gäbe vielleicht Zeichen… Hier ist es geschützt vor dem Nordwind, das fällt jetzt besonders auf. Die Südseite des Berges zeigt sich weiterhin menschenleer, aber wärmer und einladend. Hinter dem Konvent geht es hinunter, steil und steinig. Wieder Ruinen eines Hauses, beim Näherkommen erstaunlich groß. Die Vegetation ist Macchia, dicht und grün. Dazwischen schmale Pfade, die weidende Tiere getreten haben. Elektrozäune, die verraten, dass hier gezielt beweidet wird. Durch den Blätterwald hört man die Glocken der Tiere. Kühe oder Ziegen? Man sieht sie nicht. Der Weg geht steil abwärts, hier gibt es viel Wasser, das Grün wird saftiger, es gibt ebene kleine Lichtungen mit üppigem Bewuchs. Eine Art Quelleinfassung, aber nur mäßig voller Trog.

Jetzt wird der Weg wieder breiter, befestigt, eben. Wir wandern Richtung Süden durch Pinienwald, das Unterholz rechts und links ist dicht gewachsen. Vor uns tut sich ein Tunnelblick auf: sonnige Felsen und dahinter das Meer.

Den herrlichen Aussichtspunkt genießen wir lange, der Wind ist vergessen.

Der Weg geht gemächlich am Berg entlang nach unten, mündet auf den Parkplatz am Ende der Zona di Lago, man kann auch die Beton-Treppen direkt zum Strand hinuntergehen.

 

Wir kehren nach dem Wandern zum Mittagessen in die Fattoria in Alano bei Luigi ein. Dort brennt ein Feuer im offenen Kamin und die hausgemachten Nudeln gibt’s Heute mit Steinpilzen! Ein herrlicher Cilento-Sonntag im Winter.

 

KK