Zitronen – Rezept gegen den Heimkehrblues

Zitronenfrüchte auf San Leo

Zitronen – Rezept gegen den Heimkehrblues

Wie Zitronen das Heimkommen retten.

Reisen ist ja nicht mehr ganz so lebensbedrohlich und aufregend, wie es vor – sagen wir – 200 Jahren war. In mancher Flughafen-Abfertigungshalle (Berlin-Schönefeld!!) ist man eher zum gemächlich geschubsten Schaf innerhalb von Gattern geworden.
Aber wo geht der Puls regelmäßig hoch und bleibt es bis zum entscheidenden Punkt? An der Gepäckaufgabe vom Flughafen Neapel bei der Heimreise von San Leo.

Bleischwer ist der große Koffer, den ich in der Schlange vor mich her schubse. Wieder mal zu viel von allem. Olivenöl, nur eine kleine Flasche! Limoncello, zur Gewichtserleichterung umgefüllt in eine Pet-Flasche. Schafskäse und Scamorza. Nüsse und Mandeln vom kleinen Marktstand. Ein Glas eingelegte Artischocken aus dem kleinen Laden, Nudeln…. Und bei mir sind es dann immer noch Zitronen. Ich bin ein bisschen verrückt mit Zitronen, liebe sie einfach. Und nichts macht mir den Kofferinhalt reicher als 2kg Zitronen, deren Gelb mir das Himmels-Meeres-Blau, das Grün des Cilento und das Rosagold der Sonnenuntergänge wieder vor Augen holen. Den Mozzarella werde ich sowieso erst nach der Abfertigung kaufen … hoffentlich lässt man mich durch mit dem Koffer…. Sonst nehme ich die Schuhe noch ins Handgepäck…sieht die Frau da am Schalter entspannt aus oder nicht… oh bitte es wäre so schön… JA JA JA! Der Koffer verschwindet auf dem Laufband. Sieht man mir an, dass ich triumphierend kichere?

Landung in Deutschland. Winterhimmel, grau und tief. Bäume kahl, die Passage zum Flughafengebäude im Wind. Mein Kofferschatz wandert in den Bus, die in Winterfarben gemummelten Mitfahrer ahnen nichts. Die Fahrt stimmt mich von Minute zu Minute trauriger, ach Menno.
Schlepp, ratter bis in die Wohnung.

Und jetzt die Entscheidung: Ich werde das Stimmungsruder herumreißen! Jawohl, ich hole mir den Trost aus dem Koffer. Ich werde nicht einfach auspacken, sondern direkt jetzt gleich sofort ohne irgendwas Anderes zu machen…. Zitronenmarmelade kochen! So eine, die ganz lange kochen muss, wo der Duft durch die ganze Wohnung geht und mir den Süden nochmal so richtig um die Nase weht. So eine, die das volle Aroma, die Säure, die Süße und die Bitterkeit der Zitrone vereinigt. Das Rezept hab ich doch abfotografiert….

Los geht’s.
1,5 kg Zitronen kurz in kochendes Wasser geben, um sie zu reinigen. 1-2 Minuten reichen.

Der erste Duftschwall.
Zitronen nochmals in Wasser aufsetzen, so dass sie knapp bedeckt sind, und 90 Minuten bei schwacher Hitze weich kochen (wenn die Zitronen groß sind, kann das auch zwei Stunden dauern).

Ach, da geht’s einem doch gleich besser. Post durchschauen, Zeitung lesen.

Zitronen aus der Kochflüssigkeit nehmen, etwas abkühlen, halbieren. Über dem Kochtopf vorsichtig ausdrücken, so dass Fruchtfleisch und Kerne in die Garflüssigkeit fallen.

Heiß – aufpassen! Matschen, quetschen, gießen, herrlich.

Die Flüssigkeit auf ca. 1l einkochen (Gläser vorbereiten) und anschließend durch ein Sieb geben.

Wäsche in die Maschine, weiter auspacken, trallala…

Die Zitronenschalen in möglichst feine Streifen schneiden, zusammen mit 1,5kg Zucker (kein Gelierzucker!) und dem Zitronenwasser bei großer Hitze ca 30 Minuten einkochen. Dabei vor allem in der zweiten Hälfte der Kochzeit ständig rühren.

Radio an, super, es blubbert und die Masse sieht vielversprechend aus.
Gelierprobe machen. Wird der letzte Tropfen am herausgehobenen Rührlöffel fest, wird später die Marmelade fest. In die Gläser füllen – fertig.
Und ich bin angekommen zu Hause, mit meinen Schätzen und mit einer fröhlichen Schar Marmeladengläser. Die Nachbarin, die den Briefkasten ausgeleert hat: freut sich über einen Bollen Mozzarella und die Zitronenmarmelade. Die Freundin, die vorbeischaut: Ein Schluck Limoncello und die Zitronenmarmelade!

Statt Urlaubsbilder zu zeigen: Zitronenmarmelade! Lemons talk louder than facebook. 

Und dann, eine Woche später, die SMS: Sitze gerade mit dem Sonntagsbrötchen und Deiner Zitronenmarmelade. Köstlich!

Es war nicht einfach ein Marmeladenrezept. Es war eine Urlaubsverlängerungs-Freudemacher-Trostbringer-Duftquelle. Das kann bei mir so eine kleine Zitrone. Ich weiß schon, weshalb ich sie so toll finde!

Rezept zum Nachmachen:

1,5 kg Zitronen kurz in kochendes Wasser geben, um sie zu reinigen. 1-2 Minuten reichen.

Zitronen nochmals in Wasser aufsetzen, so dass sie knapp bedeckt sind, und 90 Minuten bei schwacher Hitze weich kochen (wenn die Zitronen groß sind, kann das auch zwei Stunden dauern).

Zitronen aus der Kochflüssigkeit nehmen, etwas abkühlen, halbieren. Über dem Kochtopf vorsichtig ausdrücken, so dass Fruchtfleisch und Kerne in die Garflüssigkeit fallen.

Die Flüssigkeit auf ca. 1l einkochen (Gläser vorbereiten) und anschließend durch ein Sieb geben.

Die Zitronenschalen in möglichst feine Streifen schneiden, zusammen mit 1,5kg Zucker (kein Gelierzucker!) und dem Zitronenwasser bei großer Hitze ca 30 Minuten einkochen. Dabei vor allem in der zweiten Hälfte der Kochzeit ständig rühren.

Gelierprobe machen. Wird der letzte Tropfen am herausgehobenen Rührlöffel fest, wird später die Marmelade fest. In die Gläser füllen – fertig.

KK